Kräutermedizin und Heilpflanzen polarisieren. Esoteriker hingegen spekulieren über ein „geheimes Wissen“, das verloren gegangen sei. Die Psychoszene kramt derweil mit Vorliebe Therapien hervor, die ein Hauptgrund dafür waren, dass „die Ahnen“ früh starben. Die Dosis macht das Gift gilt zudem nicht nur metaphorisch: Manche Pflanzen wirken wie Schlangengifte.
Kategorie Heilpflanzen
Auf das Aufrechte Fingerkraut, wie die Blutwurz auch volkstümlich bezeichnet wird, schwörten bereits Hippokrates sowie Hildegard von Bingen. Letztere setzte den Extrakt dieser Heilpflanze, die zu den Rosengewächsen gehört, gegen Blutungen ein. Der Erdspross der Blutwurz verliert einen blutroten Saft beim Anschneiden, der auch heute in Form von Schnaps seine Verwendung findet.
Die Alraune – eine magische Hexenpflanze, ein wichtiger Bestandteil der Hexen- und Flugsalben neben Tollkirsche, Bilsenkraut und Stechapfel. Eine Pflanze mit viel Historie und einem mystischen und zauberhaften Hintergrund.Steckbrief zur AlrauneWissenschaftlicher Name: Mandragora officinarumPflanzenfamilie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)Volkstümliche Namen: Drachenpuppen, Galgenmännchen, Erdmännchen, Alraunmännchen, Hexenkraut, Springwurz, Zauberwurzel, Unhold-Wurzel, Wurzelknecht, Dollwurz, AlrunekenVorkommen: Mittelmeerraum, OrientVerwendete Pflanzenteile: WurzelnInhaltsstoffe: Alkaloide, vor allem Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin, Cuscohygrin, ApoatropinAnwendungsgebiete:KolikenRegelschmerzen (Dysmenorrhoe)AsthmaPollenallergie und HeuschnupfenKeuchhustenAlraune – HeilwirkungAufgrund ihrer Giftigkeit wird die Alraune in der Regel nur in homöopathischer Verdünnung angewandt, und zwar bei Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Leber-Galle-Störungen (mehr dazu unter „Homöopathie“).
Die Eselsdistel verfluchen Gartenbesitzer oft als „Unkraut“. Ihre Pfahlwurzeln lassen sich nur schwer entfernen, ihre Samen halten sich über Jahre hinweg, und eine Vielzahl an Stacheln macht die Gartenarbeit zur Qual.In der Vergangenheit war die „Krebsdistel“ jedoch hoch geschätzt als Heilpflanze und sollte gegen Hauttumore wirken.
Der Granatapfel galt in der Antike als Speise der Götter. Eine These besagt, dass Eva einen Granatapfel im Garten Eden pflückte. Symbolisch hätte das einiges für sich, denn die leuchtend rote Frucht ordneten die Griechen der Liebesgöttin Aphrodite zu. Sie sollte die Lust fördern und enthält real viele medizinische Wirkstoffe.
Wiesenknöterich hieß im Volksmund Drachenwurz – seine Wurzeln erinnerten an ein Knäuel Schlangen, und er galt als ein Mittel gegen Schlangenbisse. Real enthält die Sumpfpflanze sehr viel Gerbstoffe, und diese wirken gegen Entzündungen und helfen bei der Wundheilung.SteckbriefWissenschaftlicher Name: Polygonum bistortaVolksnamen: Schlangenknöterich, Natternknöterich, Natterwurz, Schlangenwurz, Drachenwurz, Otterwurz, Krebswurz, Schafzunge, Hammelschwanz, Lampenputzer, Zahnbürste und LauchelchenVerwendete Pflanzenteile: Wurzel, Rhizom und BlätterAnwendungsgebiete:Adstringens bei DurchfallEntzündungen im Mund und RachenraumBlähungen und VerdauungsproblemeInhaltsstoffe: Circa 20 Prozent Catechin- und Tanningerbstoffe.
Der Blütenstand des Großen Wiesenknopfes erinnert an einen Knopf, daher stammt der Name. Der Volksname Blutkraut rührt daher, dass die Heilpflanze dazu diente, Blutungen zu stillen. Das traditionelle Arzneimittel geriet fast in Vergessenheit, spielt heute aber in der Naturheilkunde wieder eine Rolle und auch beim Entwickeln neuer Medikamente gegen pathogene Bakterien.
Gelber Enzian enthält mit Amarogentin den bittersten Stoff der Natur. Gerade dieser fördert die Verdauung, hilft aber auch bei der Wundheilung und gegen Infektionen. Die seltene Gebirgsstaude findet sich in Kräuterlikören, als Tropfen oder Tee und lässt sich gut mit Wermut und Löwenzahn kombinieren.SteckbriefWissenschaftlicher Name: Gentiana luteaVolksnamen: Bitterwurzel, (Berg-)Fieberwurzel, Hochwurzel, Edler Enzian, Gemeiner Enzian, Gelbsuchtwurzen, Butterwurz, Sauwurz, Zinzalwurz, Darmwurzen, Halunkenwurz, JänzeneFamilie: Enziangewächse (Gentianaceae)Verbreitung: Gebirge Europas und der TürkeiVerwendete Pflanzenteile: WurzelAnwendungsgebiete:AppetitlosigkeitMagersuchtBlähungenGallenstörungenEntzündungen der AtemwegeInhaltsstoffeDie medizinischen Stoffe stecken vor allem in der Wurzel.
Die Kermesbeere stammt aus Nordamerika und diente dortigen Indigenen als Heilpflanze gegen Entzündungen und sogar als Mittel gegen Tumore. Zudem ist sie ein wirksames Brechmittel – wegen toxischer Effekte aber nur sehr eingeschränkt zu empfehlen.SteckbriefWissenschaftlicher Name: Phytolacca americanaVolksnamen: Schminkbeere, Scharlachbeere, Tintenbeere (ink berry), Spanische Brombeere, Virginische Purgaz, Kermazelteln, Kermas, Amerikanischer Nachtschatten, Goldene Jungfrau, Unsengkraut, Petrusstab, Fuchsschwanz, Heidnisch Wundkraut, Zähnwehkraut, Goldblume, Goldwundkraut, Schoßkraut, Braunstängel, St.
„Die Pflanze, die krank macht“, Ipecacuanha, lautet der Name für dieses Brechmittel in seinem natürlichen Ursprungsgebiet im tropischen Südamerika. Alkaloide im Wurzelstock des brasilianischen Strauches reizen die Magennerven und helfen so, Giftstoffe zu erbrechen. Die Stoffe, die das Erbrechen verursachen, sind indessen selbst toxisch – gerade bei der Brechwurzel gilt: Die Dosis macht das Gift.
Sebastian Kneipp, der Begründer der Kneippkuren, sagte über die heimische Pflanze: „Gundermann, Heil aller Welt.“ Das war etwas viel des Guten, jedoch enthält der Bodendecker tatsächlich medizinisch wirksame Stoffe.Steckbrief zu GundermannWissenschaftlicher Name: Glechoma hederaceaVolksnamen: Efeugundermann, Gundelrebe, Engelskraut, Donnerrebe, Gewitterblume, Wideruf, Erdefeu, Erdkränzel, Stinkender Absatz, Steinumwickler, Guck durch den Zaun, Huderich, Hederich, Gundelse, Gutermann, Gundelrieme, Gundam, Soldatenpetersilie, Kranzkraut, Heilrauf, Heilreif, Katzenminze, Zickelkraut, ErdhopfenVerwendete Pflanzenteile: Blätter und oberirdische Teile der PflanzeAnwendungsgebiete:Wundheilungentzündliche ErkrankungenNieren- und BlasenschwächeHustenSchnupfenGliederschmerzenMenstruationsbeschwerdenrheumatische Schmerzenunreine Hauthistorisch und in der Volksmedizin besonders Magen-Darm-KatarrheInhaltsstoffeGundermann enthält Glykoside, darunter Glucopyranoside und Neohesperidoside, Tannine und Bitterstoffe.
Die Kartäusernelke wächst auf kalkreichen Magerrasen. Sie heißt auch Klosternelke, da Mönche sie in Klostergärten anbauten und medizinisch nutzten – insbesondere gegen rheumatische Beschwerden und Schmerzen in den Muskeln. Sie wurde auch erfolglos als Mittel gegen Schlangenbisse und Pest eingesetzt und zeigte sich bedingt wirksam gegen Wurmbefall.
Die Schlüsselblume kennen wir als Frühblüher im Garten und als Zierde, kaum aber als Heilpflanze. Dabei galt sie einst als Schlüssel zum Himmel, diente in der Volksmedizin als Mittel gegen Schmerzen, Husten, entzündete Atemwege und psychische Verstimmungen wie Angst oder Nervosität. Sie half außerdem, wie Baldrian, beim Einschlafen.
Der kriechende Günsel ist ein weit verbreiteter Bodendecker, den manche Gärtner sogar als „Unkraut“ ansehen. Dabei eignet er sich nicht nur als Küchenkraut, sondern wegen seiner Gerbsäuren auch als Mittel gegen Verdauungsprobleme und bietet zudem Wirkstoffe gegen Entzündungen, die die Wundheilung beschleunigen.
Unser Garten-Stiefmütterchen ist eine der beliebtesten Pflanzen für Beet und Terrasse, und wir bekommen es im Herbst wie Frühling im Handel in diversen Farben. Das Wilde Stiefmütterchen (Viola tricolor) ist als eine Urform heute weniger bekannt, in der Natur jedoch nicht selten und ebenso einfach zu pflanzen.
Wolfstrapp ist ein Lippenblütler und eng mit der Taubnessel verwandt, der er auch ähnlich sieht. Sein deutscher wie sein lateinischer Name verweisen darauf, dass die Blätter angeblich Wolfsspuren ähneln. Er gehört zu den wenigen Pflanzen, welche die Hormone des Menschen beeinflussen, und hilft deshalb gegen Leiden, die aus einem zu hohen Pegel der Schilddrüsen- und Sexualhormone entstehen.
Die amerikanische Agave ist eine Wüstenpflanze und im Zimmer und Garten beliebt, da ihre fleischigen, lanzettförmigen Blätter einen Blickfang darstellen. In ihrer Heimat Mittel- und Südamerika wird sie traditionell als Nahrung und Arznei verwendet. Ihre Biochemie wirkt bei Osteoporose wie bei Diabetes, bei Darminfektionen und Parasitenbefall.
Ampfer sind in Eurasien weit verbreitete Wiesenpflanzen der Feuchtwiesen. Bei Landwirten und Weidetierhalter als „Unkraut“ verhasst, bieten sie vielen Wildtieren in der ausgeräumten Agrarwüste Schutz und Nahrung. Zugleich wirken Sie als Heilpflanze gegen Hautprobleme wie gegen Erkrankungen der Atemwege.
„Wunderknolle“ KnoblauchKnoblauch wird seit Jahrtausenden nicht nur als schmackhaftes Gewürz, sondern auch als vielseitiges Heilmittel verwendet. Seine Knollen enthalten gesunde Inhaltsstoffe und besitzen beeindruckende gesundheitsfördernde Eigenschaften.Lange Zeit beruhte die Anwendung von Knoblauch ausschließlich auf Beobachtungen und Erfahrungswerten.
Der immergrüne Stechginster ist eine Charakterpflanze der Atlantikküsten Nord- und Mitteleuropas, ein „zäher Brocken“ der Strände, Moore, Heiden und des Magerrasens und eine Zeigerpflanze für kalkarme Böden. Weidetierhalter schätzten ihn, da seine Dornen verhindern, dass Nutztiere ausbrechen und Fressfeinde eindringen.
Fieberklee, auch Bitterklee genannt, ist nicht nur eine Spezies, sondern auch die einzige in der Gattung Menyanthes. Typischerweise finden wir ihn in Mooren und Sümpfen, der Uferzone von Teichen und der Flachzone von stillen Gewässern. 2020 wird Fieberklee Blume des Jahres, um auf die Bedrohung der Moore hinzuweisen.